Kriegshochzeit und Verwundung

Seine Braut verkehrte schon seit dem 15.Juni 1937 in unserer Familie. Sie hatte ein feines und aufrichtiges Wesen. So kam. der 7.Mai 1940, heran, an welchem Tag, einem Dienstag, sich Helmut seine Braut Gertrud, zur Frau heimholte. Sie wurden also Kriegsgetraut. Trauzeuge waren Gertruds Vater, Alexander Wüllner, und ich. Die Hochzeit war nur im allerengsten Familienkreis.


Nach 6 glücklichen Tagen der jungen Ehe mußte Helmut wieder zurück zur Truppe. Wir kauften nun Möbel, richteten die Wohnung ein und im September desselben Jahres kam Helmut wieder auf Urlaub, desgl. im Februar 1941. War bisher alles gut gegangen, so trat plötzlich ein Wandel ein, denn am 28.März 1941 ereilte Helmut im Dienst ein schwerer Unfall. Beim Transport von Telegrafenstangen riß ein Stahltau, schlug zurück und schlug Helmut auf der rechten Kopfseite die Schädeldecke ein.

Bewußtlos wurde er in das nächste größere Krankenhaus einer nordfranzösischen Stadt eingeliefert. Dort lag er bis zum 27.April 41, Er war wieder so weit hergestellt, daß er am genannten Tag in das Luftwaffenlazarett Paris überführt werden konnte. Er war imstande wieder selbst zu laufen. In Paris klagte er am 2ten Tag über Kopfschmerzen. Es wurden in dem oben bezeichneten Krankenhaus bereits Knochensplitter aus dem Gehirn entfernt. Der Oberarzt im Lazarett machte eine Röntgenuntersuchung und stellte Gehirnabzeß (Eiterung) fest. Am 1.Mai Operation und am 9.Mai abermals. Wir erhielten öfter Bericht über die Besuche von Helmuts Oberleutnant.

Da kam plötzlich am 15.Mai 41 ein Telegramm aus dem Lazarett in Paris wegen eingetretener Verschlechterung seines Zustandes und daß Angehörige dringend erwünscht sind. Auch war mit angegeben, was wir uns zu besorgen hatten. Grenzpassierschein, Fahrtermäßigung usw. Gertrud und ich gingen sofort zum Polizeipräsidium. Dieses konnte uns den Passierschein jedoch nicht ausstellen, sondern es ging über das OKW – Oberkommando der Wehrmacht, in Berlin.

Die polizeiliche Beglaubigung zur Fahrtenermäßigung innerhalb Deutschlands bekamen wir. Also hätten wir nach Berlin fahren müssen, wegen dem Passierschein. Da meldete der Polizeiinspektor ein Ferngespräch nach Berlin an zum OKW. Es kam zustande und währte 3/4 Stunde. Immer wollte die eine Stelle nicht zuständig sein in solchen Sachen und verband mit der anderen, bis endlich die 8te Stelle genehmigte, daß wir über Aachen fahren dürften um dort den Grenzpassierschein zu erhalten. Auch mußte ich eine Kennkarte für mich ausstellen lassen. Gertrud hatte schon eine.

Anstatt wir am Donnerstag, 15.Mai 1941 nachm. 14.30 Uhr über Frankfurt, Saarbrücken, Metz nach Paris fahren konnten, um am 16.Mai früh 3/4 7 Uhr in Paris anzukommen, konnten wir erst denselben Tag abend 19.45 Uhr über Hannover, Hamm, Düsseldorf, Duisburg, Aachen, Lüttich, Brüssel nach Paris fahren und kamen am 17.Mai (Sonnabends) früh 3/4 8 in Paris an. In der Ortskommandantur am Opernplatz (Plac du Opera) erhielten wir den Stadtausweis, tauschten Lebensmittelmarken um, besorgten das Quartier und fuhren dann mit der Metro (Untergrundbahn) und Omnibus nach Clichy im Norden von Paris nach dem Lazarett.


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