Weihnachten 1964

1964 – am 26.12. — Dieses Jahr verlief so bis Anfang Herbst in ewigem Gleichnis. Im Sommer, Mitte Juni bis Anfang Juli, reisten wir nach Markneukirchen. Es waren wieder einige schöne Tage in der Heimat, wo ich auch meine 79 Jahre vollendete.

Im September kam plötzlich die Bestimmung heraus, daß alte Leute im Rentenalter, ab 65 Jahre Männer, 60 Jahre Frauen, nach Westdeutschland reisen dürfen zu Kindern und Verwandten. Dies ermutigte uns wieder etwas. Aber kann man den (bestimmten) Leuten Vertrauen schenken. Man ist so oft enttäuscht worden. Nun warten wir auf den Sommer 1965, daß es da vergönnt sein möge, zu den Kindern zu reisen.
Nun ist das Weihnachten rangekommen. Man hat den Kindern die üblichen Stollen und anderen Aufmerksamkeiten geschickt. Geschenke von den Kindern wurden angekündigt und aus Köln kam alles an.

Doch aus Konstanz, abgeschickt am 30.11.64 blieb aus bis zum 25.12.64. An diesem Tag, früh gegen 10 Uhr kam ein Telegramm aus Konstanz, daß das Paket zurückgesandt wurde. Wahrscheinlich wegen Tafel Schokolade mehr für unsere Urenkel. Eine Unverschämtheit nach meiner Meinung, da die Urenkel besonders bezeichnet waren. Mutter bekam vor Aufregung einen kleinen Anfall durch ihre Galle, die nicht in Ordnung ist. Ich bin der Meinung, daß zu solch einer Zeit wohl mal eine kleine Ausnahme sein könnte.

Heute am 2ten Weihnachtstag sitzen wir beide nun so allein daheim und denken an die Kinder. Zum Teil wehmütig, zum Teil verärgert. Nun wenn das Jahresende da ist, da wünschen wir uns ein gutes 1965, und eine Anzahl gewisser Menschen tief in die Erde.

Marie Zimmer

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