1965 – Köln und Konstanz

1965 – Auf Grund der Bestimmung vom Sept. 64 haben wir am 27.April den Antrag auf Interzonenpass für die Zeit vom 9.6. bis 6.7. gestellt. Es gab nicht mehr als 28 Tage. Und zwar nach Köln zur Hildegard. Es war so beschlossen, daß 14 Tage für Köln und 14 Tage für Konstanz bei Werner mit Familie sind.

Köln wurde geteilt in 2 mal 7 Tage, da wir ja von dort aus wieder zurückreisen mußten über Öbisfelde. Also am 9.6. früh 8 Uhr fuhren wir in Leipzig ab und waren abend 16.45 in Köln. Ab Bielefeld nur Regen und Gewitter bis Köln. In Köln waren wir dann von Hilde und Hans freudig empfangen, mit Auto heim. Da haben wir eine wirklich nette Häuselwohnung im III.Stock kennen gelernt. Aber damit wir ja den Fußbodenbelag (Teppich, Läufer) nicht beschmutzten mußten wir gleich an der Korridortür die Schuhe ablegen und Latschen anziehen. Na ja, soll also gut sein. (Bei Werner brauchte man dies nicht.)
Köln hatte sich seit 1959, als wir damals dort waren, riesig verändert. So richtig übermodern. Verkehr, möchte man sagen, verzehnfacht. Läden, Geschäfte, Kaufhäuser zum Brechen voll. Wer könnte sich da wohl einige Scheiben abschneiden? Von der Stadt bekamen wir beide 200 Mark. Wir gingen etliche Mal in die Stadt einkaufen, aber sonst lieber daheim, da war es gemütlicher.

Vom 17.6. bis 1.7. waren wir dann in Konstanz bei Werner und Fam. Die Bahnfahrt bezahlte ebenfalls Westdeutschland, bzw. Köln, und zurück nach Köln dann Konstanz.

In Konstanz war unsere Zeit abwechslungsreicher. Die Reise nach dort einzig schön. Am Rhein entlang (Hochwasser) die herrliche Landschaft und Burgen, ab Offenburg durch den Schwarzwald, vorüber an den Hegaubergen mit Hohentwihl, am Bodensee entlang ab Radolfzell und man sah schon in der Schweiz den 2500 mtr. hohen Säntis. Da ging uns das Herz auf und wir fühlten uns glücklich, daß unsere Kinder in dem Deutschland wohnen. In Konstanz war es nun etwas abwechslungsreich.

3 Autofahrten. Eine mit Herrn Ladegast über Wollmatingen, Dettingen, Langenrain, Lipperingen, Bodman, Ludwigshafen, Gasthaus Haldenhof, Sipplingen, Überlingen, Neudorf, Ober- und Unteruhldingen, Meersburg, Staad, Konstanz.
Mit Herrn Büsing. Bürglau, Wil, Wattwil, Wildhaus, Oberriet, Altstätten, Gais, Bühler Heiden, St.Gallen, Amriswil, Altnau, Scherzingen, Konstanz.
Mit Frau Seeberger. Gottlieben, Ermattingen, Frutwilen, Hattenhusen, Hafenhusen, Müllheim, Unterhörstetten, Hörhausen, Steckborn, Mammern, Stein, Diessenhofen, Schaffhausen, Gottmadingen, Singen, Radolfzell, Allensbach, Konstanz.

Die Alpen waren längere Zeit klar zu sehen. Es wurden öfter Spaziergänge gemacht. Schon das Hochwasser war interessant. Parkanlagen im Hafen waren öfter unterspült und beschädigt. Die Anlegemole für die Schiffe mußte um 50 cm erhöht werden. Doch die Tage vergingen wie im Fluge. Meinen 80ten Geburtstag habe ich also mit Bodenseewasser benetzt. Aber so in aller Ruhe im Familienkreis, so wie ich es mir wünschte. Und am 1.7. früh 7.43 fuhren wir wieder nach Köln zurück. Die restlichen 7 Tage verbrachten wir dann wieder in Ruhe um am 7.7. vorm. 9.43 die Reise nach Leipzig anzutreten. Abend 19.57 wurden wir dann von unserer Enkelin nebst Mann vom Bahnhof abgeholt.

Vorbei war wieder ein schöner Traum, an dem man nun erst mal 1 Jahr zehren kann. Hoffentlich ist es uns vergönnt im Jahr 1966 wieder mit den Kindern beisammen zu sein. Besser wäre es jedoch, wenn die Grenzen fallen würden und man könnte ungehindert reisen, ohne große Formalitäten.

Mitte September reisten wir dann nach Markneukirchen und verbrachten bis anfang Oktober wieder schöne Tage. Natlürlich habe ich meinen 80. Geburtstag ein bißchen feiern müssen im Kreise meiner Schwägerinnen und Schwager. Es ging auch feucht genug zu. Und mit Singen wanderten sie so gegen 2 Uhr nachts heim. Wieder zurück nach Leipzig gekommen ging das Arbeiten wieder los. So mitte Dezember war ich erkältet, keine Lust zur Arbeit und hatte die Absicht mein Gewerbe abzumelden. Aber die Rente, welche man mir gibt, reicht nicht zum Leben. Da ist sie zu wenig, aber zum Sterben zu viel. Und so arbeite ich wieder weiter, aber meist nur, wenn ich Lust habe. So geht eben ein Tag hin wie der andere. Weihnachten ist nun vorüber und an solchem Tag, besonders Silvester, bin ich weich gestimmt, sowie ich das Bild von unserem Helmut sehe. Mutter geht es nicht viel anders. Die Gedanken sind dann auch bei unseren Kindern in Konstanz und Köln.

Ein Kommentar

  1. Stimmt, man hat es schon ganz vergessen, es gab Zeiten da mußte man Rentner sein um , mit viel Glück, die Welt kennen lernen zu dürfen. Es ist schon unglaublich, da war man gerade mal 20 Jahre alt und wünschte sich nichts sehnlicher schon 70 zu sein. Zum einen war da die Sehnsucht in die Ferne zu schweifen und zum anderen das ,bittere,Bewustsein…dann wohl nur noch gucken zu können. Als aktive Bergsteiger haben wir immer, voller Sehnsucht, nach den Alpen geblickt und uns dabei immer die Frage gestellt, ob wir als Rentner noch alles machen können ,wovon wir träumen.
    Zum Glück kam die Wende für uns noch rechtzeitig genug!

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