So vergingen die Tage in Bangigkeit. In der Firma frug man nach ihm, denn Helmut war bei jedermann wegen seines ruhigen Wesens beliebt. Da traf uns am 24.Mai 41 abends gegen 1/2 9 Uhr die erschütternde Nachricht vom Tode Helmuts. Er war an seiner schweren Kopfverletzung in der Nacht von Freitag zu Sonnabend (23.-24.5.41) 0,10 Uhr verschieden.
Todesanzeige und Soldatenfoto Helmut Zimmer
Ein harter Schlag traf uns alle in der Familie. Wir konnten es nicht glauben und heute, am 23.7. 41 noch nicht, daß Helmut nicht heimkehrt. Und jedesmal wenn ich in die Wohnstube komme und sehe sein Bild, eine Vergrößerung, so wie er am 7.Mai 1940 zu seiner Hochzeit war, da muß ich den Kopf schütteln und denken, mußte das sein? Oft erfaßt mich eine unbändige Wut, ob alles Geschehenen.Was hatte der Junge nur vom Leben? Nach der Lehrzeit 4 Jahre arbeitslos, als er dann Beschäftigung hatte, immer mal zum Militär betr. Übung, und dann den Krieg. Könnte man meine Gedanken erraten!
So härmen wir uns beide, meine liebe Frau und ich, über den Verlust. Unsere Schwiegertochter Gertrud war in Paris geblieben und nahm am Begräbnis teil. Sie wurde vom Lazarett aus weitgehend unterstützt. Die Beerdigung auf einem Pariser Friedhof, wo schon viele Deutsche Soldaten liegen in einem abgeschlossenen Teil, war den Fotoaufnahmen nach sehr schön. Es war der Heldenfriedhof in Ivry, südlicher Vorort von Paris.
Am Mittwoch den 28.5.41 kam Gertrud bei uns an und erstattete ausführlich Bericht. Mit Worten ist nicht zu schildern was wir alle denken. Infolge der Aufregungen fühlte sich Gertrud krank und wurde auch sofort vom behandelnden Arzt krankgeschrieben. Nach 14 Tagen begann sie jedoch, weil dienstverpflichtet, an der Straßenbahn zu Leipzig als Schaffnerin zu arbeiten. Der Gesundheitszustand wurde jedoch nicht besser, und nun ist Gertrud seit 12.7.41 wieder krank gemeldet. Und was gibt es für faule, gesunde und doch hochnäsige Brut, denen es nicht schaden könnte, einmal richtig für elende Pfennige arbeiten zu müssen in Betrieben. Aber an die scheint sich die maßgebende Stelle nicht ranzutrauen.