1934 – Großvater

Im Jahr 1931 wurde mein Sohn Werner ab 1.Juli Stellungslos. Hatte also nur noch die Tochter Hildegard Verdienst. Werner erhielt am 1.Juli 33 wieder seine Stellung in seiner alten Firma. So würgte man sich eben durch. So kam das Jahr 1934 heran welches in meine Familie zwei Ereignisse brachte.

Das erste war weniger erfreulicher Art. Meine Tochter Hildegard hatte ein Verhältnis. War ja auch bald 23 Jahre alt. Wie es so im Leben ist, das Verhältnis blieb nicht ohne Folgen. Als mir meine Frau dieses im Juni 1933 offenbarte, mußte ich meine ganze Energie und Kraft aufbieten, um meine Nerven zu behalten. Ich habe es nie bis heute merken lassen, wie ich unter dieser Sache leide.

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Nachbarstreit

Neben meiner Unterstützung, welche ich bezog, habe ich Instrumentenbau und Reperatur auf Grund meines Gewerbescheines mit ausgeführt und auch solche Verdienste beim holen der Unterstützung gemeldet.

Aber ein Sprichwort sagt: „Es kann der beste Mensch ja nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Das mußte ich gründlich erfahren. Und einen solchen bösen Nachbarn hatte ich neben uns wohnen. Obwohl der Mann sonst in seinem Fache äußerst tüchtig und geschickt war, auch die schönsten Stellen innehatte, war er doch gewissermaßen arbeitsscheu.
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1925 – 1926

Im Jahre 1925 setzte abermals verkürzte Arbeitszeit ein, im Herbst. Ende November sollte ich mit anderen wieder volle Wochen arbeiten. Es hatte schon geschneit und gefroten. Da stürzte ich eines Tages früh vor dem Tor im finsteren auf einer Eisstelle und brach das linke Fußgelenk. Nun war es vorbei mit Arbeiten, und noch dazu auf Weihnachten hin. Zum Glück war es aber nur ein Spaltbruch, wie der Arzt feststellte, und war gegen Neujahr 1926 geheilt.

Ich begann nun am 2.Januar 1926 wieder zu arbeiten.
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1923, Inflation

Durch die Inflation, welche besonders große Form im Jahre 1923 annahm, wurde der Verdienst von Woche zu Woche höher, und wenn man am Tage der Lonzahlung nachhause kam, war schon wieder ein Teil verfallen.

Aus dem Jahre 1923 habe ich noch das Steuerbuch bzw. Steuerkarte, mit den eingeklebten Steuermarken, woraus ersichtlich ist, welche wahnsinnigen Beträge an Einkommenssteuer abgeführt wurden, trotz Abzug von 4920 Mark Werbungskosten usw. Für Frau und 3 minderjährige Kinder für das Jahr und wie hoch der Verdienst war. Als die Inflation im November 1923 zuende war und die Goldmark in Kraft trat, habe ich am 9.Nov. 1923 die kleine Summe von 2.084.317.000 Mark (zwei Milliarden, vierundachtzig Millionen, dreihundersiebzehntausend Mark) Einkommensteuer bezahlt, für eine Woche Arbeitslohn. Es war wahnsinnig, diese Beträge.
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1919 – Zivil-Leben

Die Verhältnisse wurden nun allmählich wieder geordneter und etwas Ruhe trat ein. Ich hatte meine Beschäftigung bei der Fa.Hupfeld wieder, denn die Betriebe usw. mußten ihre alten Leute von vor dem Krieg wieder einstellen. Jegliche Accordarbeit war ausgeschaltet. Der Lohn der Zeit angepaßt. Es war auch nicht so einfach, nach 4 Jahren Krieg, immer im Freien, in dunstigen Fabriksälen wieder zu sein. Diese Umstellung brauchte geraume Zeit.

Also am 2ten Januar 1919 trat ich bei obiger Firma wieder in Arbeit. Doch wurden die Wochen bzw. Monate durch Streiken des öfteren unterbrochen. Wenn man auch durch den Deutschen Holzarbeiterverband unterstützt wurde, so hatte man immer beträchtlichen Schaden. Selbst wenn ein Erfolg durch einen Streik erzielt wurde. In den Jahren 1919 bis 1923 kam es vor, daß in einem Jahr 3 mal gestreikt wurde, 4 Wochen war immer die Durchschnittsdauer.

Oktober 1918

Am 30.Sept. 18 begann unser Dienst. Von 1 – 1/2 3 vor der Offz.Speiseanstalt Konzert, um 5 Uhr Beerdigung von drei Österreichern auf dem Ehrenfriedhof. Derselbe lag 1 1/4 Std. von unserem Quartier entfernt. Am 2.0kt. waren zweimal Beerdigungen.

Die zweite ein Österreichischer Offizier, welcher in Nicolajew ermordet wurde, des abends auf offener Straße inmitten der Stadt. Wir mußten auch nun mit scharf geladenen Schußwaffen durch die Straßen gehen. Auch immer zu zwei Mann mindestens.→ weiterlesen

September 1918

Es begann nun wieder das gewohnte Leben. Einzige Abwechslung brachte der Dienst im Gymnasium und Theater bis wir am 13.Sept. plötzlich wieder eine Dienstreise zum II.Batl. nach Kamenka machen mußten. Am genannten Tage fuhren wir mit einem Wolgadampfer nachts 1/2 3 Uhr in Kachowka ab. Um 11 Uhr sollte das Schiff da sein, doch nach echt russischer Weise kam es so spät. Wir hatten guten Platz erhalten und konnten 3 Stunden schlafen.

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August 1918

Am Sonntag, den 4.August 18 geschah etwas peinliches für uns. Es war Feldgottesdienst und die Musik dazu laut Rgt.Befehl zum Dienst befohlen. Da der Chorführer Untoffz. Graubner, der Feldwebel Musikleiter Buschmann war auf Urlaub, den Befehl nicht gelesen hatte und eine Ordonanz zu spät geschickt wurde, so war die Folge, daß die Musik zu spät zum Gottesdienst kam, wofür alle 3 Tage Arrest erhielten. Da jedoch keiner von uns Vorstrafen hatte, so blieb es bei einem strengen Verweis.
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