Goldene Hochzeit 1959

Die Zeit vergeht wie im Fluge und man schreibt nun schon das Jahr 1959 – Unsere Tochter Hildegard war zum 1jährigen Geburtstag des kl. Uwe am 30.1.59 wieder mal bei uns aus Köln. Da äußerte sie den Wunsch, daß ich mit Mutter im Juni nach Köln kommen solle. Wir bemühten uns um Interzonenpässe und wurden uns auch genehmigt.
Fuhren also am 26.6.59 abends 20.45 in Leipzig ab und waren am 27.6.59 früh 6.50 in Köln, frdl. empfangen von Hans und Hildegard.

Der Grund: Feier unserer Goldenen Hochzeit am 29.6.59.

Es war ein Montag. Ich hatte schon den Verlauf meiner Grünen Hochzeit geschildert. Also das Ruhige und Einfache. Die Silberhochzeit war wohl etwas freundlicher in allem. Aber durch Arbeitslosigkeit auch bedrückt. Ich bin nun eben so feinfühlend. Und nun zur Goldenen Hochzeit.

Der Tag verlief ebenso ruhig wie vor 50 Jahren. Auch hier fehlten zwei Glieder der Familie. Werner konnte mit Familie geschäftlich nicht aus Konstanz kommen und unser Helmut liegt seit 1941 in Paris beerdigt. Letzteres hat mich u. meine liebe Frau sehr geschmerzt, zumal an so einem Tag, wo alles beisammen sein könnte.
Doch unsere Tochter Hildegard hat alles aufgeboten, den Tag schön zu gestalten.

Früh schickte sie uns beide mal in die Stadt einkaufen. Nach etwa 1 1/2 Std. kamen wir heim, da war alles hübsch vorbereitet.
Blumen, Karten, Telegramm und sogar (West) Geld. Als dann Hans nachmittags heimkam, gab es ein hübsches Essen mit Wein und Sekt. Durch die „Fleurop“ kamen herrliche rote Nelken aus Leipzig von unserer Enkelin (Schramms), Karten u. weitere Telegramme.

Der Abend verlief also gemütlich. Da wir bis zum 15.7.59 in Köln blieben, haben wir uns die Stadt besichtigt, und vor allem im Rheinpark erholt. Am 5.7. haben wir dann mal eine Autofahrt am Rhein entlang bis Rüdesheim, auf der einen Seite, dort übersetzen lassen nach Bingen und von da linksseitig über Koblenz ins Ahrtal nach Bad Neuenahr zurück nach Köln. Es wurde des öfteren Halt gemacht, Obst gegessen, in Neuenahr Kaffee getrunken. Es war ein herrlicher Sonnenschein, fast nicht zum aushalten. 2 Tage später eine Dampferfahrt nach Königswinter und auf den Drachenfels. Am Freitag, den 10.7.59, kam unser Sohn Werner doch noch nach Köln zu uns. Seine Eva, das Frauchen hat ihn dazu verleitet. Wir waren darüber sehr erfreut. War doch nun endlich die Familie mal zusammen, wenn auch nur etliche Tage. Am Montag dem 13.7. mußten Werner und Eva ja wieder in Konstanz sein.

Wir blieben noch bis zum Mittwoch, dem 15.7.59 und reisten an dem Tag früh 9.03 Uhr von Köln zurück nach Leipzig. Ankunft abends 20.40 Uhr. Hatten jedoch 1/2 Std. Verspätung, sodaß es 21.10 Uhr wurde. Diesmal fuhren wir am Tage wegen der schönen Landschaft, über Kassel, Bebra, Wartha, Erfurt. Auf der Hinfahrt am 26.6. sind wir von der Grenzkontrolle voll unbehelligt geblieben. (Von Magdeburg bis Öbisfelde nur Passkontrolle). Zurück in Wartha Passkontrolle gut. Gepäckkontrolle, nur eine Zeitung beschlagnahmt. So kam ich denn das erste mal nach Westdeutschland. Für all das gebotene in Köln sind wir unserer Tochter dankbar.

Was wir gesehen haben? Nun es gab vieles was bei uns in der DDR wohl noch nicht in dem Maße gab. Vor allem Obst, alle Sorten, tierische Lebensmittel, Haushaltsgegenstände, Tuche, Kleidung in unzähligen Ausführungen u.s. vieles andere. Aber der größte Teil doch auch nur eingeführt. Also dennoch nur auf Schulden. Das sagte uns mal ein Postbeamter in Köln. Nun, wir hatten ein hübsches Sümmchen solcher Schulden bei uns.


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