Fahrt nach Rumänien

Alles wurde nochmal gegen Cholera geimpf, wovor ich mich drückte. Es hieß, wir kommen nach Rumänien, was sich dann auch bestätigte, denn am 31.März 1917 marschierten wir von Ambly nach Attigny und wurden dort in die Bahn (Personenwagen) verladen. An der Front setzte langsam die Champagneschlacht ein. Abend 8 Uhr fuhr unser Transport ab. Mit uns das gesamte I. Batl. mit Bagage usw. Es begann eine lange Fahrt.

Wir berührten auf der Bahnfahrt folgende größere Stationen:
Von Attigny ab nach Merzieres, Sedan* (* Verpflegungsbahnhöfe, ** Grenzbahnhöfe), Montmedy**, Dietenhofen, Harparten* (?), Völklingen, Saarbrücken, St. Ingbert, Zwei brücken, Landau, Germesheim*, Bruchsal, Bretten, Mühllangen, Ludwigsburg, Untertürkheim*, Esslingen, Ulm*, Augsburg, München, Rosenheim* (hier wurde entlaust), Salzburg**, Attnang-Puchheim, Wald, Linz*, Amstetten, St.Pölten, Wien*, Preßburg, Calanty*, Poukany*, Budapest, Nagykata, Scolnock*, Mezetür, Cchoma, Mecebereny, Bekesczaboc*, Arad*, Radna, Zam, Piski*, Awincz*, Mühlbach, Hermannstadt*, Barcecsdo**, Ra Vatuli, Ciaueni, Giblea, Raminca*, Dragosatti, Piatra*, Slatina, Pitesti*, Zitu*, Chitilla, Plovesti*, Buzau* bis Ianka.

In Deutschland und Rumänien war die Verpflegung gut. Umso miserabler in Österreich-Ungarn. In Salzburg z.B. gab es Schweinefleisch mit Sauerkraut. Von Fleisch hat kein Mensch was gesehen, auch mal die Herrn Offiz. nicht, und das Sauerkraut war nur Wasser mit paar Krautfäden.

Etwas über die Entlausung in Rosenheim. Also wir kamen 1/2 8 Uhr abends dort in der Anstalt an. Der Zug fuhr gleich dort ein. Alles aussteigen und alles Gepäck mitnehmen, antreten, einteilen, jeder bekam 2 Säcke, in einen das Tuchzeug, in den anderen das Lederzeug, seine Marken dran festmachen, die Gewehre in den Ständer mit der gleichen Nummer und wir waren alle, ob Mann oder Offz. nackt. Es spielte sich alles in einer großen Baracke, welche sehr, fast überheizt war, ab. Nun unter die elektrische Schere. Da flog mancher schöne Lockenkopf oder durchgezogene Scheitel runter. Ich hatte mir die Haare in Frankreich von unserem Friseur in der Kompanie schneiden lassen und kam davon der Schinderei weg, denn das war es, wie die anderen sagten. Die Maschinen sollen tüchtig gezupft haben. Das ging ja auch in einem Schweinetempo, und ausgesehen haben die wie die gerupften Gänse.

Dann alle ins „Bad“. Heiliger Bim Bam. Ein großer dampfender Raum. An der Seite und mitten lange Rinnen mit Schmierseifenlauge und vielen Bürsten, wie sie die Maler brauchen. Immer 2 Mann eine Bürste, sich gegenseitig mit der Lauge anstreichen und die behaarten Körperstellen mit grauer Lausesalbe dick einreiben. Alles geschah unter strengster Kontrolle. Ein Uffz. wollte sich drücken, der wurde von dem aufsichtsführenden Gefreiten aber einbalsamiert. Da wir von Kleiderläusen tüchtig zerfressen waren, so brannte das alles durch die Lauge und Salbe wie Feuer und waren froh, als von oben die warme, fast heiße Dusche kam und wir uns nun mal so wohlig fühlten wie seit langer Zeit nicht. Und glänzend waren wir, so daß es nochmal so hell in dem matt erleuchteten Raum war. Auf einmal kam die Dusche kalt und nochmal kalt. Alles wollte ausreißen, aber die Tür war von außen verschlossen. Es gab für die ängstlichen noch eine Extradusche mit einem Schlauch. Es war dies alles auf der sogenannten unreinen Seite. Also der Raum wurde geöffnet und wir betraten die reine Seite. Hier bekamen wir Handtuch, nagelneues Hemd, Unterhose, Strümpfe und einstweilen ein Paar Pantoffel. Es war auch sehr mollig warm.

Das Baden machte Hunger. Und nun gab es, die Zeit war schon bis 1/2 12 Uhr nachts vorgeschritten, zu Essen. 1 Schüssel (2 Ltr.) Erbsen mit Speck. War das mal ein Futtern. Wir waren alle tüchtig ausgehungert. Ich habe noch so ein „Näpfchen“ verdrückt. Nach einer Stunde gab es Kaffee, ein Brot, 1/2 Pfd. Wurst, um 4 Uhr früh nochmal Tee mit Semmeln. Dann mußten die Säcke mit den Sachen geholt werden aus den Öfen. Die Tuchsachen waren in Dampf, die Ledersachen mit Schwefel entlaust. Wir durch Seifenlauge und Lausesalbe. Wir zogen uns an, faßten nochmals 1 Dreipfund-Brot, 1 Pfd. Wurst und den Feldkessel voll Kaffee. Das war um 6 Uhr früh. Der Zug war ebenfalls entlaust, auch Bagagewagen, Pferde, kurz alles. Es wurde angetreten, auf die Wagen verteilt und eingestiegen. Durch Zufall bekamen wir den Wagen den erst die Offiziere hatten. Um 7 Uhr früh setzte sich der Zug in Bewegung, über Traunstein nach Salzburg zu, am Chiemsee vorüber.

Daß die Fahrt auf der angegebenen Strecke von Frankreich bis Rumänien oft äußerst reizvoll verlief in Bezug auf Landschaft und Erlebnissen braucht wohl nicht weiter erwähnt zu werden. Einige besondere Einzelheiten später. In Titu hatten wir von vorm. 9 Uhr bis nachm 1/2 2 Uhr Aufenthalt. Da hatten wir die erste Fühlungnahme mit rumänischen Einwohnern.


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