Der 28.Juni 1914 war der schwarze Tag welcher dann für Deutschlands Zukunft und Schicksal bedeutend sein sollte. An dem Tag wurde der Tronfolger des mit Deutschland verbündeten Österreich/Ungarn durch einen Serben ermordet. Nachdem zwischen den beiden Staaten Notenwechsel und zuletzt Ultimatum von Österreich/Ungarn an Serbien gestellt war, kam es zum Krieg zwischen den beiden Staaten. Deutschland mußte nun wohl oder übel seine Verpflichtung Österreich/Ungarn gegenüber einhalten, wollte es nicht wortbrüchig werden. Da nun Frankreich mit Serbien im Bündnis stand, desgl. auch mit England, Rußland, Rumänien, Griechenland, so hatte Deutschland ringsum Feinde. Bulgarien und Türkei standen zu Deutschland.
Jedenfalls erklärte Frankreich an Deutschland am 1.August 1914 den Krieg. Die anderen genannten Staaten folgten wenig später nach. Sofort stockte jede Arbeit und es erfolgte die Massenentlassung auch bei der Firma Hupfeld, soweit nicht schon die Einberufung zum Kriegsdienst erfolgt war. So kam ich das erste mal außer Arbeit. Eine Arbeitslosenunterstützung gab es damals noch nicht. Wenn man nicht einiges gespart hatte mußte man eben hungern und darben.
Doch nach etwa 4 Wochen erhielt ich Stellung an der Reichspost im Telegrafenamt Apparatewerkstatt in der Rohrteichstr. zu Leipzig. Ich trat am 1.September 1914 an.
Es war sehr nette Beschäftigung (Fernsprechapparate reinigen, durchprüfen) und erhielt Monatsgehalt in Höhe von 95 Mark. War es auch nur die Hälfte meines vorherigen Verdienstes, so war man eben auch zufrieden. Vor allem hatte ich Aussicht nicht gleich zum Heeresdienst eigezogen zu werden. Da ich mich sehr gut ins Telegrafenfach hineinfand, auch ins Telefon, so kam ich nach etwa drei Monaten zum Fernsprechnachtdienst in das Unteramt Schleußig, Schumannstr. Auf Grund meines Postdienstes wurde ich auch etliche Male bei Untersuchungen zum Heeresdienst zurückgestellt.
Auf Grund einer guten Auskunft des Vorstehers am Telegrafenzeugamt an das Telegrafenamt in der Hauptpost, kam ich dort in den Rohrpostdienst und in den Telegrafensaal, was für mich ein besonderer Ansporn war und sehr interessant. Gleichzeitig hatte ich Sonntags und Feiertags abwechselnd im öffentlichen Fernsprechdienst Gespräche anzunehmen, zu vermitteln und zu kassieren. Oft wurden Gespräche in die Militärzonen an der Grenze verlangt, was mir besondere Schwierigkeiten verursachte wegen der Sperrzonen und dem Überwachungsdienst. Kam ein solches Gespräch zustande so war der Anmeldende nicht selten dankbar.