Am Sonntag, den 4.August 18 geschah etwas peinliches für uns. Es war Feldgottesdienst und die Musik dazu laut Rgt.Befehl zum Dienst befohlen. Da der Chorführer Untoffz. Graubner, der Feldwebel Musikleiter Buschmann war auf Urlaub, den Befehl nicht gelesen hatte und eine Ordonanz zu spät geschickt wurde, so war die Folge, daß die Musik zu spät zum Gottesdienst kam, wofür alle 3 Tage Arrest erhielten. Da jedoch keiner von uns Vorstrafen hatte, so blieb es bei einem strengen Verweis.
Durch die Ermordung des Kommandeurs der Besatzungstruppen in der Ukraine, Generalfeldmarschall Eichhorn hatten wir 10 Tage lang keinerlei Dienst. So kam der 18.Aug. 18 heran, an dem wir wieder eine Dienstreise nach Lipedicha zur 5.Komp. antraten. Der Dampfer sollte abends 11 Uhr abfahren, doch kam er erst 1/2 3 Uhr morgens, am 19.Aug. Es war wieder das gewohnte Bild. Wegen der lauen Nacht legten wir uns auf Deck schlafen. Doch wurden wir unsanft durch Regen geweckt. Vorm. 9 Uhr in Lipedicha angekommen gingen wir wieder in die alte Post. Nachm. von 4 – 5 und abend 7- 1/2 9 Dienst. Abend im sogen. Theater war Konzert und Vorstellung.
Hier hatte ich wieder Gelegenheit die Frauen, Mädchen und Männer der Juden zu studieren. Russen waren wenige vorhanden. Am anderen Tag, dem 20. Aug. 18 sollte 11 – 12 Uhr Platzmusik sein. Doch viel dieselbe wegen Regenwetter aus und wir fuhren mit Schiff nachm. 1/2 5 Uhr zurück. Ankunft in Kachowka abend 1/2 10 Uhr.
Am 27.August 18 mußten wir wieder eine Dienstreise antreten. Und zwar mit Geschirr nach dem Badeort Skadowsk am Schwarzen Meer.
Wir fuhren 1/2 8 Uhr in Kachowka ab, mit 6 Geschirren. Zunächst bis Gr.Majatzka. Hier wurden die Geschirre gewechselt und fuhren bis zum nächsten Dorf. Hier mußten wir übernachten, da die Bauern nachts nicht fahren wollten. Am Morgen des 28.Aug. 1/2 7 fuhren wir wieder ab und im nächsten Dorf wollten die Bauern einfach nicht weiterfahren. Wir stritten uns erst 1/2 Std. jeder in seiner Sprache, herum. Da saßen wir einfach auf und fuhren eben ohne den Geschirrbesitzer los. Aber die kamen hübsch nachgerannt und weiter ging es. Im nächsten Dorf, von einem zum anderen waren es immer durchschnittlich 30-35 km, welche Strecke die kl. Russenpferde fast immer im Trapp zurücklegten, wurde Geschirr gewechselt, da die Pferde sehr ermüdet waren. Nach etwa 1 Std. ging die Reise weiter und 1/2 2 Uhr nachm. am 28.Aug.18 kamen wir in Skadowsk an.
Wir hatten im Ganzen 120 km zurückgelegt. Nachdem wir unser Quartier hatten, ging es gleich ins Meer baden. Der Strand war hübsch angelegt. Man kann 500-600 mtr weit in das Meer hinaus, ehe das Wasser bis zum Hals reicht, so allmählich fällt der Meeresboden. Wir fingen Quallen in allen Farbtönen und Krebse aller Art.
Von 5-1/2 7 abends spielten wir dann im Musikpavillon des Kurparks am Meer und 1/2 11 – 1 Uhr Ball im Theater. Im Quartier hatten wir hübsche Feldbetten, wo wir mal ordentlich schnarchten. Am Morgen des 29.Aug.18 ging es gleich wieder baden, von 8 – 10 und 11 – 12 Kurkonzert, nachm. baden, aber von 1/2 9 Uhr an Ball im Kursalon. Am 30. Aug. fuhren wir vorm. 1/2 9 von Skasowsk ab und waren nachm. 1 Uhr in Kalanzschac bei der 3.Komp. Es war ein sehr heißer Tag. Wir bekamen Quartier je 2 Mann bei Russen, welche uns sehr frdl. aufnahmen. Von 5 – 6 nachm. Platzmusik, 3/4 10 abends Zapfenstreich.
Am 31.Aug. holten wir die Komp. vom Übungsmarsch ab, 1/2 12 – 1/2 1 bei großer Hitze Platzmusik, 6 – 8 abends Parkkonzert, 3/4 10 wieder Zapfenstreich. Sonntag den 1.Sept. früh 1/2 8 Choralspielen 1/2 12 – 1 Uhr am Casino spielen 5 – 7 im Park, 3/4 10 Zapfenstreich. Endlich am 2.Sept. 18 früh 6 Uhr fuhren wir wieder mit Geschirr von Kalazschac weg und waren 1/2 12 Uhr in Majatzschka bei der I.Komp. Dieselbe hatte Kompaniefest. Nachm. 3 Uhr ging es mit Marschmusik zum Festplatz wo sportliche und andere Vorführungen waren. Um 8 Uhr abend war Theater und Ball für Soldaten und Civil bis früh 4 Uhr. Es war stark besucht, da zwei deutsche Kolonien vorhanden waren.
Am anderen Tag war von 1 – 2 Platzmusik, abend 8-10 Konzert, darauf Ball. Am 4.Sept. 18 fuhren wir nachm. 1 Uhr von Majatzschka ab nach der deutschen Kolonie Osnowa. Ankunft daselbst gegen abend, etwa 6 Uhr. Unterkunft bei Deutschen war herrlich. (Ausgewanderte Württemberger vor etwa 150 Jahren). Ich kam mit noch 2 Kameraden zu einem Weinbauern. Zu Essen bekamen wir in Hülle und Fülle. Zum Abendbrot gab es: Fleischklöße, geschmorte Äpfel, Butterbrot, Weintrauben, Weißwein. Auch sehr guten Tee. Wir waren mit am Familientisch. Um 8 Uhr abend war Konzert in der Schule. Am anderen Tag (5.Sept.) gab es zum Frühstück: Kaffee, Tee, Butterbrot, Käse, Apfelmus. Von 9 – 1/2 10 spielten wir alle ein Ständchen unseren Quartierwirten, da gab es Weißwein, Weintrauben, Äpfel. Zum Mittagessen schmausten wir: erst Nudelsuppe, dann Quetschkartoffeln mit süßem. Pfeffer (ist ein Schotenartiges, besser gesagt, Gurkenartiges Gewächs mit Graupen gefüllt) und Tomatenbrühe dazu, dann Quarkklöße mit Apfelschnitten, dazu Weißwein.
Nach herzlichem Abschied fuhren wir dann mit Schiff nach Kachowka zurück. Ankunft nachm. 5 Uhr.