Nachbarstreit

Neben meiner Unterstützung, welche ich bezog, habe ich Instrumentenbau und Reperatur auf Grund meines Gewerbescheines mit ausgeführt und auch solche Verdienste beim holen der Unterstützung gemeldet.

Aber ein Sprichwort sagt: „Es kann der beste Mensch ja nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Das mußte ich gründlich erfahren. Und einen solchen bösen Nachbarn hatte ich neben uns wohnen. Obwohl der Mann sonst in seinem Fache äußerst tüchtig und geschickt war, auch die schönsten Stellen innehatte, war er doch gewissermaßen arbeitsscheu.

Hatte er mal Stellung, so dauerte es nicht lange, dann ging er einfach nicht zur Arbeit, simulierte Krankheit usw. Bezog er dann wieder Unterstützung so versoff er dieselbe am Zahltag fast ganz und die Frau, welche den Menschen mit durchschleppte und auch hohe Strafen wegen Sittlichkeitsdelikten für den Mann bezahlte, mochte sehen wie sie hinkam. Gar oft hat uns diese Frau verschiedenes erzählt. Und der Mann, in einem betrunkenen Zustand, bezichtigte meinen 19 jähr. gr. Sohn Werner eines Tages, seiner Frau gegenüber, das er mit derselben ein Verhältnis habe. Er wollte die Spuren davon gefunden haben. Weinend berichtete uns die Frau diese Unverschämtheit.

Hätte man mich nicht gewaltsam zurückgehalten, ich hätte den Hund am liebsten erschlagen, noch dazu er meinem Sohn androhte, daß er ihm eins auswischen wolle. Daraufhin ließ ich ihm einen Revolver durch die Kriminalpolizei wegnehmen, was ihn 30 Mark Strafe obendrein einbrachte. Daß dieser Mensch nun mit allen Mitteln versuchte, mich beim Arbeitsamt anzuschwärzen, liegt klar zu Tage. Des öfteren war daher der Zahlbogen gesperrt und ich wurde vor den Abteilungsvorsteher gerufen. Doch hatte ich, wie schon bereits angedeutet, solche Verdienste gemeldet, auch in den Akten angegeben, daß ich den Gewerbeschein besitze. Daraufhin konnte man mir nie etwas anhlaben oder bestrafen.

Dieses Scheusal von Person hat sich, vielleicht im angetrunkenen Zustand, am 29.Juni 1932 in seinem Keller erhängt. Um derartige Menschen ist es natürlich nicht schade, wenn sie von der Erde weg sind. Nun hatte ich wirklich Ruhe und die Familie mit. Ich verdiente ganz leidlich auf meinen Beruf.

Man muß eben alles machen was da kommt. Vom Arbeitsamt sollte ich nun auch sogenannte Notstandsarbeit bekommen. Das wäre für mich nun ein Schaden gewesen. Denn ich hatte Reparaturen zu machen und hätte diese müssen dann absagen. Da machte ich mit dem Arbeitsamt Schluß, zumal ich auch ausgesteuert war und von der Fürsorge nichts mehr erhielt, da meine Kinder verdienten. Eines hatte ausgelernt und zwei lernten noch.

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