Die Ukraine

Am genannten Tag (11.5.1918) wurden wir mittags 12 Uhr auf den Dampfer verladen und am 1/2 3 Uhr nachm. fuhren wir zum Hafen hinaus. Die Seereise nach Odessa in der Ukraine begann. Jeder bekam eine Schwimmweste, denn die Mienengefahr war noch sehr groß. Ein türkisches Torpedoboot fuhr uns voraus.

Auf unserem Schiff waren das 110 und III.Batl. mit etwa 200 Pferden und Fahrzeugen, der nötige Proviant. Unterwegs sahen wir Fisch von 1-1 1/2 mtr. Länge. Bei der Abfahrt aus dem Hafen hatten wir herrliches Wetter. Gegen Abend jedoch den schönsten Sturm, so daß das Wasser auf das Deck spritzte und darüber hinweg, obwohl dasselbe 5-6 mtr über dem Wasserspiegel lag, die Aufbauten nicht gerechnet. In einer Kabine für normal 4 Personen waren 8-10 Mann untergebracht. Die Wellen schlugen dumpf polternd an die eiserne Schiffswand. Ich hatte von 1-3 Uhr nachts Deckwache bei der Feldküche, gerade zum Höhepunkt des Sturmes. Stahltrossen von 3 cm Dicke platzten wie Bindfäden durch die Wucht des Wassers. Und wer sich nicht festhielt wurde über Bord gespült. Endlich um 12 Uhr mittags am 12.Mai 18 legten wir im Hafen von Odessa an. Schon von weitem sah man die herrliche Straßentreppe, welche am Hafen zur Stadt hinaufführt.
Und gerade vor derselben legte unser Dampfer an. Um 2 Uhr ging ich an Land und besah mir die Stadt. Dieselbe ist schön, hat große und schöne Bauten. Vor allem Kirchen. In den Straßen war tüchtiger Betrieb. Lebensmittel gab es in Hülle und Fülle, jedoch sehr teuer.

Die Nacht über blieben wir im Hafen liegen. Am 13.Mai 18 früh 5 Uhr wurden die Anker gelichtet und die Fahrt ging weiter an der Küste entlang nach Nicolajew, das um 12 Uhr mittags erreicht wurde.

Schon lange Zeit vorher fuhren wir auf dem Bug-Fluß entlang, ehe der Hafen von Nicolajew erreicht wurde. Die Flußmündung hat eine Breite von etwa 1500 mtr. An landschaftlichen Reizen fehlte es von Odessa ab nicht. Auch begegneten uns kleinere Dampfer, Segler usw. desgl. sahen wir von versenkten Schiffen nur noch die Masten aus dem Wasser ragen.

In Nicolajew wurde alles ausgeschifft und an Bord eines kleinen Schiffes gegangen mit dem wir am 14.Mai 18 morgens 8 Uhr nach Cherson fuhren. Es war ein ehem. russisches Mienenlager. Die Fahrt ging wieder den Bug flußabwärts dem Meere zu, vorbei an Ortschaften mit weißen Häusern und roten Dächern, oft auch mit Stroh gedeckt. Unser Schiff schleppte noch einen großen Lastkahn mit Leuten des III.Batl. Das Wetter war herrlich, sodaß alles auf Deck ist. Viele Segelboote waren zu sehen. Das Schwanken des kleinen Schiffes auf dem Meere und durch die leichte Brandung wurde sehr bemerkbar.

Endlich bogen wir in die Mündung des Dnjeper-Flusses ein und abends 1/2 7 Uhr desselben Tages legten wir im Hafen Cherson an. Schnell ging es an Land. Die Stadt bot schon vom Fluß aus ein herrliches Bild. Doch erst der Betrieb in derselben. Echte Großstadt. Wir gingen in versch. Lokale um die Sitten und Gebräuche zu studieren.

Am 15. Mai 18 früh 1/2 5 Uhr fuhren wir weiter den Fluß aufwärts. Die Landschaft wurde schöner. Ein österreichischer Monitor (Flußkanonenboot) begleitete uns. Das Wasser spiegelglatt und herrliches Wetter. Nachdem. viele Orte, meist an steilen Ufern wie drangeklebt, passiert waren, kamen wir nachm. 1/2 2 Uhr in Kachovka an. Wir marschierten in die hochgelegene Stadt und bezogen Quartier im ehern. Rathaus. Die Stadt sah recht verwarlost in den Straßen und die Häuser aus.

Lebensmittel gab es reichlich alles dort. Fleisch, Wurst, Brot, Butter, Käse, usw. Auch Gemüse, Obst. Das Kilo Brot kostete 1 Rubel 25 Kopeken. Es gab nur Gebäck von reinem Weizenmehl. Wir lebten wie die Fürsten nach den Hungermonaten an der Westfront und in Rumänien. Die Hauptbevölkerung bildeten Juden, welche froh waren, daß deutsche Soldaten kamen, denn sie wurden stark von Bolschewisten verfolgt. Man konnte die versch. Sachen tauschen und handeln. Für kl. Stoffsachen zahlte man nur 10-30 Rubel. Jeden Tag spielten wir 2 mal Konzert.

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Odessa

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Odessa 46.484583, 30.732600

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