29. Juni 1885

Ich bin am 29.Juni 1885 in Markneukirchen, der weltbekannten Musikstadt geboren. Meine Kinderjahre verlebte ich größtenteils in meiner Heimat, im Hause meiner Großeltern mütterlicherseits. Soviel ich mich an diese schöne Zeit entsinnen kann, nahm mich mein Großvater oft mit zu seinem besten Freund, dem weitbekannten und berühmten Bogenmacher Süß, ein Mann von Beethovens Ähnlichkeit.

Die Großeltern wohnten damals in meinem Geburtshaus, dem sogenannten Schuster-Johann-Haus in der Egerstraße. Oft wälzte ich mich mit anderen Buben und Mädels im Grase hinter dem Hause herum. Im Winter jedoch setzte sich mein Großvater abends nach Feierabend auf die Hobelbank in der sehr geräumigen Stube und fiedelte was das Zeug hielt. Der kleine Bruder meiner Mutter, Richard, spielte Gitarre und Nachbarkinder sangen frohe Lieder dazu.

Einmal setzte man mich als 3jährigen Knirps auf den Schlitten vorm Haus und ich sollte warten, bis man mich mitnahm in die Stadt hinein. Ean wollte: „In Mark giehe.“ (auf den Markt gehen – B.) Aber ich Quecksilber hatte keine Ruhe und rüttelte am Schlitten herum, bis der abfuhr, die steile Egerstraße hinein. Mein Großvater das sehen und ausrufen: „Sakrament Karlinel, etz fährt der Saubua ne Berg nei“ war eins. Aber ich hatte Glück, es kam kein Geschirr entgegen und ich langte glücklich unten an. Als ich dann mit nach Hause kam, gab es die nötige Tracht Prügel.

Meine Eltern wohnten zu jener Zeit in Plauen im Vogtland. Von da zogen sie nach Chemnitz, doch blieb ich noch in Markneukirchen. Ich kann mich nur einer Erzählung meiner Großmutter erinnern, dass ich auf einer Eisenbahnfahrt nach Chemnitz mit der Säbeltrottel eines Soldaten spielen durfte, um ruhig zu sein.

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