1923, Inflation

Durch die Inflation, welche besonders große Form im Jahre 1923 annahm, wurde der Verdienst von Woche zu Woche höher, und wenn man am Tage der Lonzahlung nachhause kam, war schon wieder ein Teil verfallen.

Aus dem Jahre 1923 habe ich noch das Steuerbuch bzw. Steuerkarte, mit den eingeklebten Steuermarken, woraus ersichtlich ist, welche wahnsinnigen Beträge an Einkommenssteuer abgeführt wurden, trotz Abzug von 4920 Mark Werbungskosten usw. Für Frau und 3 minderjährige Kinder für das Jahr und wie hoch der Verdienst war. Als die Inflation im November 1923 zuende war und die Goldmark in Kraft trat, habe ich am 9.Nov. 1923 die kleine Summe von 2.084.317.000 Mark (zwei Milliarden, vierundachtzig Millionen, dreihundersiebzehntausend Mark) Einkommensteuer bezahlt, für eine Woche Arbeitslohn. Es war wahnsinnig, diese Beträge.

Als dann die Deutsche Mark auf dem Stand von „Einer Billion“ war, ging die Inflation zu Ende. Da brach ein manches Unternehmen zusammen und viele Leute hatten ihr Geld verloren. Politisch begann ein Parteikampf, wie man ihn in Deutschland noch nie gekannt. Die Arbeitschaft errang sich nun auch Ferien. Und warum nicht auch. Sollen immer nur Beamte, Angestellte in den Genuß solcher Tage der Erholung kommen? So reiste auch ich mit Frau u. Kindern in meine Heimat, und wenn es nur 8 Tage waren.

Nun kam eine lange Zeit der Kurzarbeit, im Jahr 1924. Wöchentlich nur 4 – 5 Tage. Bis es im Jahr 1925 nur lange Zeit bis Anfang Juni noch 3 Tage waren pro Woche. Nun hatten die Unternehmer gesetzlich das Recht, Leute zu entlassen. So auch die Fa.Hupfeld. Es wurden mehrere hundert Mann entlassen.

Doch wurde ich davon verschont. Wenn auch mein Verdienst ein guter war mit wöchentlich 60-65 Mark Auszahlung nach allen Abzügen von Steuern, Kassen usw., so habe ich doch noch nebenbei arbeiten müssen wenn ich nachhause kam, um die Kinder großzuziehen, und alles zu bestreiten. So arbeitete ich von früh 7 Uhr bis abends 11 auch oft 12 Uhr. Ich lebte gut und glücklich mit Frau und Kindern. Krankheiten blieben uns Gottseidank auch fern.

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