1905 Marie Schuster

Nun begann die Zeit der Liebe. Zwar wählte ich erst noch lange, denn ein junger Mann, der aus der Fremde zurückkam, hatte ein gutes Ansehen bei der Damenwelt in Markneukirchen. Da lernte ich eines Sonntags im Kaffee Piesendel ein Mädchen kennen. Hübsch und rote knallige Wangen. Sie war, wie sie erzählte, wenige Tage zuvor aus Genf (Schweiz) zurückgekehrt. Und wer war sie? Das kleine Schulmädel, das ich schon erwähnte als ich noch lernte.

Natürlich begleitete ich sie höchst anständig nach Hause, zog den Hut beim Verabschieden usw. Ich hatte gleich den Entschluß gefaßt, bei dem Mädel für immer und ewig zu bleiben. Aber das Mädchen – will gleich den Namen Nennen: Marie Schuster – ließ sich von Freundinnen bereden und kam zum nächsten verabredeten Abend nicht. Ich ließ mir jedoch nicht das geringste merken und nun bändelte ich mit verschiedenen Mädels an, aber nie aus Liebe zu ihnen, denn ich wußte, daß Frl. Schuster es bereut hatte mich auszuschlagen und ich beabsichtigte vieles damit, daß ich so mit verschiedenen nur ganz kurz, oft auch länger verkehrte. Sonst nichts weiter.

Das ging bis März – Bußtag 1905 so fort. An dem Tag spazierte ich allein nach dem nahen Wernitzgrün in Schwenders (?) Gasthof. Dort traf ich wieder mit Frl. Schuster zusammen. Abends begleitete ich dann die Dame höchst anständig nach Hause. Aber wir wanderten an der Wohnung vorbei und bummelten bis nach Siebenbrunn. Spät abends begaben wir uns dann erst endgültig nach Hause.


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